[Sonderausstellungen – 31. März bis 28. Oktober 2007]
31. März bis 28. Oktober 2007 Zuckerrüben fürs »Zuckerlottchen« – Eine Feldfrucht macht Karriere
Am 23. Oktober 1904 fand die Betriebseröffnung der Selztalbahn von Ingelheim/Frei-Weinheim bis Jugenheim/Partenheim statt. Nach ihrem hauptsächlichen Transportgut, den Zuckerrüben, wurde diese Eisenbahn im Volksmund bald liebevoll »Zuckerlottchen« genannt.
Das neue Transportmittel war eine Voraussetzung dafür, dass der Zuckerrübenanbau in unserer Region Anfang des 20. Jahrhunderts ausgeweitet werden konnte.
Bereits hundert Jahre zuvor, als das heutige Rheinhessen zum französischen Département du Mont Tonnerre (Donnersberg) gehörte, wurde hierzulande der Zuckerrübenanbau von Napoleon gefördert. Seine im Jahr 1806 angeordnete Kontinentalsperre hatte den Import von Rohrzucker aus Übersee, der dort häufig unter unmenschlichen Bedingungen erzeugt wurde, unterbrochen. Um von der Zuckereinfuhr unabhängig zu sein und zugleich einen neuen Industriezweig ins Leben zu rufen, wurden unter der Protektion des französischen Staates zahlreiche Rübenzuckerfabriken gegründet. So entstand 1812 auch in Sauerschwabenheim eine kaiserliche Fabrik für Runkelrübenzucker in den Gebäuden der ehemaligen Propstei.
Nach dem Ende der napoleonischen Zeit ging der Zuckerrübenanbau zuerst wieder zurück, wurde jedoch im Großherzogtum Hessen, zu dem Rheinhessen nun als Provinz gehörte, aufgrund günstiger Bodenverhältnisse in der Region wieder aufgenommen. Um 1900 machte der Rübenzucker bereits 50 Prozent des Weltverbrauchs an Zucker aus.